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Dunkel war's...

Dunkel war's, der Mond schien helle,
Grün war die beschneite Flur,
Als ein Auto blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und der Wagen fuhr im Trabe
Rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
G'rade eine Turmuhr auf.

Ringsumher herrscht tiefes Schweigen,
Doch mit fürchterlichem Krach
Spielen in des Grases Zweigen
Zwei Kamele lautlos Schach.

Von der regennassen Straße
Wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
Mächtig an den Ohren fror.

Beide Hände in den Taschen
Hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
Wie nach Veilchen roch die Kuh.

Auf einer roten Bank,
Die blau angestrichen war
Saß ein blondgelockter Jüngling
Mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm 'ne alte Schrulle,
Die kaum achtzehn Jahr' alt war,
Aß an einer Butterstulle,
Die mit Schmalz bestrichen war.

Oben auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte Pflaume
Und an Nüssen noch genug.

Da - zwei Fische laufen munter
Durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
Und der graue Tag erschien.

Dies Gedicht verfaßte Goethe,
Als er in der Morgenröte,
Abends auf dem Nachttopf saß,
Und sein Mittagessen aß.


(Unbekannte Herkunft)


© Jürgen Runte

[Start]            Stand 08.01.2007            [Zurück]                  [Mehr stories]